Dokumentation:
Schwere Polizeigewalt
gegen Roma in Europa (Auswahl) PDF
Luis Liendo Espinoza
Gewalt durch
nicht-staatliche Akteure gegen Roma ist nur ein
Moment der Repression. Ausschlaggebender und gravierender sind
Repression und Gewalt durch staatliche bzw. legale Instanzen in
Europa. Beweisen Pogrome und brutale
Attacken durch Zivilisten die kaltblütige Bereitschaft relevanter
Teile der Bevölkerung, Roma zu misshandeln oder gar zu töten, so
erfährt diese Bedrohungslage ihren durchschlagenden Effekt erst
durch die Tatsache, das jene staatlichen Organe, welche zum Schutz
der Bevölkerung eines Staates fungieren sollten, nun jede
Hilfestellung verweigern oder selbst zum Angriff gegen die
stigmatisierte Gruppe schreiten. Aus
einer virulenten Bedrohungslage wird eine existenzielle Gefährdung.
In den Medien stellt sich diese Realität genau verkehrt dar.
Während Angriffe und Anschläge durch Neo-Nazis, Aufmärsche von
Rechtsextremisten und Rassismus in der Gesellschaft in den
etablierten Medien die Berichterstattung zum Thema Gewalt und
Repression gegen Roma dominieren, erhält der tägliche Terror durch
Polizei und Amt nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit. Diese
Chronologie dokumentiert schwere Fälle von Polizeigewalt in der
Öffentlichkeit, im Heim und auf Polizeistationen. Abgesehen wurde
von unzähligen Fällen von schwerer Polizeigewalt gegen einzelne
Personen. Die Beteiligung mehrere Polizisten an brutalen Überfällen,
die Misshandlung mehrerer Personen auf Polizeistationen weist auf die
Verbreitung des Hasses auf Roma. Während die Dokumentation der
Pogrome und pogromartiger Ausschreitungen gegen Roma zumindest die
wichtigsten entsprechenden Zwischenfälle abgedeckt haben sollte,
weist diese Chronologie umgekehrt ohne Zweifel große Lücken auf.
April 1996
Österreich,
Wien
Zwischen
25 – 40 Polizisten stürmen eine Wohnung einer Roma-Familie. Sowohl
der Vater als auch die Mutter der Familie werden vor den Augen der
Kinder geschlagen und beleidigt. Die Eltern werden festgenommen, die
drei Kinder der Familie zwischen 9 und 12 Jahren werden sich selbst
überlassen und müssen die Nacht alleine in der Wohnung verbringen.
Januar/Februar
1997
Ukraine/Uzhorod
Mehrere
Fälle von schwerere Polizeigewalt gegen Roma. Roma, auch
Minderjährige, werden in ihren Wohnungen von Polizei überfallen,
misshandelt und inhaftiert. In anderen Fällen werden Roma zum Teil
tagelang auf verschiedenen Polizeistationen festgehalten und schwer
misshandelt. Laut ERRC wurde ein Opfer vom Nachmittag bis zum Abend
mit kurzen Pausen von 10–15 min durchgehend geschlagen. In einem
anderen Fall werden Roma drei Tage in einem Bad in einem Amtsgebäude
durch Polizeibeamte eingesperrt. Während die Beamte mit Alkohol und
Gesang eine Party feiern, bekommen die Roma nichts zu essen.
Februar
1997
Republik
Bulgarien, Iztok
Nach
Hungerunruhen durch aufgebrachte Roma überfällt die Polizei eine
Roma-Siedlung. Um die 60 Roma werden mit Knüppel geschlagen, Fenster
und Einrichtungen werden zerstört.
August
1997
Republik
Mazedonien, Štip
Nach
einer Auseinandersetzung zwischen einem Roma und dem
Kampfsporttrainer der lokalen Polizei am Rande eines Roma-Festes,
wird die Feier von zehn Polizisten angegriffen. Die Polizisten
beginnen sofort und ohne Erklärung mit Knüppeln auf die anwesenden
Roma, einschließlich Frauen und Kinder, einzuschlagen. Zwei Schüsse
werden in die Luft gefeuert. Ein Kind wird auf den Boden geworfen,
eine schwangere Frau wird mit Knüppel geschlagen. Über 20 Roma,
welche nach dem Überfall verletzt waren, wurde in den lokalen
Krankenhäusern eine medizinische Versorgung verweigert. Einzelne
Roma wurden in den nächsten Tagen erneut von der Polizei verschleppt
und misshandelt.
September
1997
Ukraine,
Uzhorod
6-8
Polizisten überfallen in der Nacht eine Roma-Siedlung. Schlafende
Roma werden aus ihren Betten gezerrt, misshandelt und schließlich
ohne Erklärung festgenommen.
Ungarn,
Tókert
Während
einer Razzia durch 40 Polizisten werden die Bewohner der
Roma-Siedlung aufgefordert, sich auf den Boden zu legen. Polizisten
sollen Schusswaffen an die Köpfe von Frauen und Kinder gehalten
haben.
Oktober
1997
Republik
Bulgarien, Sofia
Vier
alkoholisierte Polizisten greifen Roma in drei verschiedenen Cafes
an. Die Angreifer zwingen Roma nackt am Boden zu kriechen. Mit
Holzknüppel schlagen die Polizisten auf Roma ein oder treten diese,
während sie gezwungen werden, am Boden zu liegen. Die Angriffe
dauern mehrere Stunden an, die Polizisten konsumieren während der
Übergriffe Alkohol.
Griechenland,
Athen
Während
einer Polizeirazzia in einer Roma-Siedlung werden Schüsse
abgefeuert.
Mai
1998
Griechenland,
Raxa
Während
einer nächtlichen Razzia in einer Roma-Siedlung werden schlafende
Kinder geweckt und Roma mit Schusswaffen bedroht.
Bulgarien,
Beglezh
Mit
Schusswaffen, Knüppel und Schlagstöcke bewaffnete Polizisten
überfallen ein Roma-Wohnhaus. Zwei Roma werden geschlagen und
anschließend festgenommen. Die Roma werden im Büro des
Bürgermeisters festgehalten und weiter geschlagen. Als eine
Angehörige der inhaftierten Roma sich im Büro des Bürgermeisters
nach ihren Brüdern erkundigen will, wird diese ebenso misshandelt.
Juni
1998
Romania,
Săruleşti,
Zwischen
60-120 Polizeibeamte führen eine Razzia in einer Roma-Siedlung
durch. Die Polizisten dringen ohne einen Hausdurchsuchungsbefehl oder
die Zustimmung der Bewohner in die Wohnungen ein und schlagen wahllos
auf die Roma, einschließlich Kinder und Frauen, ein. Ein Roma wird
angeschossen, mehrere Roma werden für einige Stunden festgenommen.
Juli
1998
Slowakische
Republik, Rudňany
60
Polizeibeamte, mit Unterstützung von Polizeihunden, führen eine
Razzia in einer Roma-Siedlung durch, dabei werden Fenster, Türen und
Einrichtungen zerstört. Die Beamten beschlagnahmen abgelaufene
Dokumente und andere Habseligkeiten. Zwei Roma werden von den
Polizisten geschlagen.
Republik
Bulgarien, Mechka
Über
70 Polizeibeamte führen eine Razzia in einer Roma-Siedlung durch.
Über 30 Roma werden im Lauf der Razzia mit Knüppel geschlagen,
Fenster, Türen und Einrichtungen werden zerstört. Fünf Tage nach
dem Vorfall waren Narben und Prellungen der Opfer für die
Mitarbeiter einer Menschenrechtsorganisation klar zu sehen.
September
1998
Russische
Föderation, Brjuhovskaja
Nachdem
Polizisten während einer Razzia in einem Roma-Wohnhaus Drogen
finden, erpressen die Polizeibeamten die Anwesenden und verlangen
30.000 DM um eine drohende Anklage fallen zu lassen. Als die Roma
nicht zahlen können, entführt die Polizei zwei Roma-Kinder und
fordert einen vielfach höheren Betrag. Am nächsten Tag überfallen
zum Teil vermummte, mit automatischen Waffen bewaffnete Polizisten
erneut das Wohnhaus. Weil die Roma nach einer Sammlung allein 50 Mio.
Rubel anbieten können, wird den Roma der Goldschmuck brutal vom Leib
gerissen. Einem Roma wird die Haut eines Fingers, an dem er einen
Goldring trug, abgerissen.
Oktober
1998
Slowakische
Republik, Hermanovce
Polizisten
überfallen zwei Roma-Wohnhäuser. Zwei Jugendliche, einer davon
14-Jahre, werden geschlagen, an den Händen gefesselt und in den
Kofferraum eines Autos gesperrt. Die Jugendlichen werden auf eine
Polizeistation gebracht, wo sie weiter geschlagen werden, um ein
Geständnis zu erzwingen. Die Jugendlichen werden später
freigelassen. Am nächsten Tag in der Früh wird das Haus erneut von
über 20 Polizisten unterstützt von Polizeihunden angegriffen. Die
Polizisten treten die Türe ein und schlagen blindlings auf alle
Bewohner, viele lagen noch schlafend im Bett, ein. Sechs Anwesende
werden festgenommen und später freigelassen. Es gab keinerlei
Genehmigungen für eine Hausdurchsuchung oder Festnahmen, den Opfern
wurde keinerlei Erklärung für die Aktionen der Polizei gegeben. Die
Festgenommen wurden später freigelassen.
Januar
1999
Russland,
Moskau
Als
zwei Roma eine Strafe für eine nicht näher bestimmte
Verkehrsübertretung nicht sofort zahlen können, wird ihr Wohnhaus
von mehreren Polizisten überfallen. Die zwei Brüder und deren
Familienmitglieder werden brutal geschlagen. Anschließend werden
beide Brüder festgenommen.
Slowakische
Republik, Košice
Zwei
alkoholisierte Polizisten überfallen ein Roma-Wohnhaus. Sie halten
ihre Schusswaffen an die Köpfe der Roma und zwingen Roma-Mädchen
ihre Oberbekleidung anzuziehen. Mindestens zwei Roma-Mädchen im
Alter von 13 und 15 Jahren werden geschlagen.
Mai
1999
Ukraine,
Mukachevo
70
Roma werden von der Polizei festgenommen und zu einer Polizeistation
gebracht, wo sie in der Station zu Reinigungsarbeiten und zur
Autowäsche gezwungen werden.
September
1999
Ungarn,
Budapest
Schätzungsweise
30 Polizisten überfallen zwei Wohnungen, in denen Roma leben. Die
Anwesenden, darunter Frauen und Minderjährige, werden geschlagen in
den Wohnungen, am Hof und auf der Straße schwer misshandelt und mit
dem Tod bedroht. Einrichtungen werden zerstört. Sechs Roma, darunter
ein 13-jähriger Junge, werden festgenommen und auf eine
Polizeistation gebracht. Dort werden die Roma weiter brutal
geschlagen. Die Roma werden später, zum Teil schwer verletzt,
freigelassen. Es gab weder ein Verhör noch wurde formal Anklage
gegen sie erhoben.
Ukraine,
Kiew
Eine
Lager von Roma-Zelten wird mitten in der Nacht von Polizisten
überfallen. Die Zelte werden, während die Bewohner schlafen, in
Brand gesetzt. Die Roma fliehen in Panik und können allein ihre
Kinder retten. Roma werden geschlagen, die Polizei versucht eine
17-jährige Romni zu entführen. Roma, denen nicht die Flucht
gelingt, werden auf LKWs getrieben und ins 120 km entfernte Zhitomir
verschleppt. Im Falle einer Rückkehr wird ihnen gedroht, sie zu
Krüppel zu schlagen.
Oktober
1999
Ukraine,
Kiew
Erneut
wird ein Roma-Zeltlager von Polizisten in Brand gesetzt. Der Verbleib
der Roma ist ungeklärt.
Dezember
1999
Slowakische
Republik, Košice
An
die Hundert Polizisten einer Bereitschaftspolizeieinheit greifen um
6:00 eine Roma-Siedlung an. Die Polizisten schlagen die Türen ein,
zwingen die Männer sich am Boden zu legen und misshandeln diese. Ein
Roma-Kind wird mit dem Kopf in ein WC-Becken getaucht. Ein
13-jähriger Roma-Junge wird angeschossen. Romni werden mit
Vergewaltigung und Roma generell mit dem Erschießen bedroht.
Einrichtungen werden zerstört.
März
2000
Rumänien,
Tirgu-Mures
Nachdem
ein betrunkener Roma einen Polizisten angegriffen hat, überfallen
ca. 25 Polizisten eine Roma-Siedlung. Mehrere Romni werden geschlagen
und gejagt, Tränengas soll gegen Roma-Kinder eingesetzt worden sein.
Italien,
Rom
Bei
zwei Razzien in Roma-Siedlungen werden 56 Roma festgenommen und
abgeschoben. Dabei werden Fenster eingeschlagen und physische Gewalt
gegen Roma angewendet. Ein 15-jähriger Rom wird im Nachthemd
abgeschoben.
Mai
2000
Republik
Mazedonien, Šašavarlija
Eine
Gruppe Roma, darunter ein Minderjähriger, wird nach dem Holzsammeln
von Polizisten und Nicht-Roma attackiert und brutal geschlagen.
Mehrere Roma werden von der Polizei festgenommen und auf der
Polizeistation weiter geschlagen. Die Roma werden später, zum Teil
schwer verletzt, freigelassen.
Italien,
Rom
Über
1.000 Polizisten, Karabinieri und Militärangehörige führen in den
frühen Morgenstunden Razzien gegen mehrere Roma-Siedlungen. Die
Sicherheitskräfte tragen Anti-Riot-Ausrüstung und sind mit Knüppeln
und Schusswaffen bewaffnet. Zusätzlich stehen Militärbusse,
Ambulanzen, Abschleppwägen und Bulldozer bereit. Ziel ist es,
Siedlungen zu zerstören und die Roma zu vertreiben. Nach Angaben von
Menschenrechtsorganisationen und Augenzeugen wird exzessive Gewalt
angewendet.
Juni
2000
Bundesrepublik
Jugoslawien, Belgrad
An
zwei Tagen werden Häuser einer Roma-Siedlung zerstört. Roma,
einschließlich Frauen und Kinder, werden geschlagen und bedroht.
Noch Wochen nach der Zerstörungsaktion leben die Roma in den Ruinen.
Juli
2000
Griechenland,
Thessaloniki
Polizisten
führen eine Razzia in einer Roma-Siedlung durch. Hunderte Roma
werden festgenommen.
September
2000
Slowakische
Republik, Plavecký Štvrtok
Rund
24 vermummte Polizisten überfallen in der Früh eine Roma-Siedlung.
Die Türen werden eingetreten, die Bewohner, auch Frauen und Kinder,
werden noch in den Betten geschlagen. Polizisten geben Schüsse in
die Luft ab. Einem Kind wird die Waffe in den Mund gehalten, ein
anderes Kind erleidet durch den Schock einen epileptischen Anfall.
Einrichtungen werden zerstört.
Juli,
September 2000
Italien,
Rom
Zwei
Monate lang kommt es regelmäßig zu Zerstörungsaktionen von Häusern
in Roma-Siedlungen, Vertreibungen und Abschiebungen. In mindestens
einem Fall werden physische Gewalt angewendet und Roma mit
Schusswaffen bedroht. In einem Fall kann eine Romni im letzten Moment
ihr 2-jähriges Kind aus einem Haus retten, bevor es zerstört wird.
Privateigentum der Roma wird zerstört.
September
2000
Rumänien,
Bukarest
Mehrere
Roma-Familien werden von der Polizei aus ihren Wohnungen vertrieben.
Wo die Familien nicht freiwillig sofort die Wohnung räumen, werden
die Schlösser aufgebrochen und das Eigentum der Roma auf die Straße
geworfen, Kinder werden attackiert. Die Roma werden mitsamt deren
Eigentum vor einem Obdachlosenheim platziert und sich selbst
überlassen. Das Obdachlosenheim weigert sich die Roma aufzunehmen
und droht deren Eigentum in Brand zu setzen. Mehrere Familien leben
monatelang auf den Straßen Bukarests.
Januar
2001
Rumänien,
Braşov
7-8
Polizisten überfallen, zum Teil vermummt, eine Roma-Siedlung. Die
Polizisten gehen mit Gewalt gegen die Anwesenden vor und versprühen
ein Gas, das massive Irritationen an den Augen, der Lunge und
Taubheit der Gliedmaßen zur Folge hat.
Februar
2001
Rumänien,
Tohanul Vechi
Polizisten
selektieren wiederholt Roma aus den Zügen von Tohanul Vechi
nach Braşov. Die Roma werden gezwungen vor ihrem Ankunftsziel
auszusteigen und mit Gewalt in Polizeitransporter getrieben. Auf
einer Polizeistation werden dann Fingerabdrücke, auch von
Minderjährigen, abgenommen.
Ungarn,
Bag
Acht
Polizisten überfallen eine Totenwache einer Roma-Familie. Mindestens
vier Roma, darunter ein 7-jähriger Junge, werden misshandelt und
geschlagen. Das Geld, welches gesammelt wurde, um das Begräbnis zu
bezahlen, wird von den Polizisten gestohlen. Einem Roma wird ein
Plastiksack über den Kopf gezogen bevor er mit Knüppeln geschlagen
wird.
März
2001
Republik
Kroatien, Zagreb
Polizisten
vertreiben 130 Bewohner einer Roma-Siedlung. Die Männer werden
festgenommen. Frauen und Kinder,welche halbnackt und barfuß aus
ihren Unterkünften geholt werden, müssen auf der Straße warten,
bis sie mit einem Bus in eine andere Ortschaft verfrachtet werden.
Russland,
Dorozhnyj
15-20
vermummte Polizisten überfallen eine Roma-Siedlung. Die Polizisten,
welche mit automatischen Waffen ausgerüstet sind, brechen in
Wohnungen ein, zwingen Roma sich auf den Boden zu legen und schlagen
sie mit den Gewehrkolben. Mehrere Roma werden verletzt in ein Spital
gebracht.
April
2001
Ungarn,
Budapest
Nachdem
während einer Routinekontrolle zwei Polizisten gegen Roma, welche in
einer Wohnung Ostern feierten, gewalttätig werden, wird
Polizeiverstärkung gerufen. Die Polizisten schlagen und bedrohen die
Anwesenden. Fünf Roma werden verletzt. Ein Roma mit einer
Behinderung muss nach dem Angriff zwei Tage im Spital behandelt
werden.
September
2001
Italien,
Rom
40
Roma werden während einer Razzia am morgen gezwungen in der Kälte
auf einem Parkplatz zu stehen.
Januar
2002
Griechenland,
Aspropyrgos
100-150
Polizisten führen ein Razzia in einer Roma-Siedlung durch. Roma
müssen sich auf den Boden liegen, während Polizisten die Waffe auf
sie richten. Ein Polizist richtet die Waffe auf ein 13-jähriges
Mädchen. Mehrere Roma, darunter ein Kind mit einer Behinderung und
eine schwangere Frau, werden geschlagen und misshandelt. Dutzende
Roma werden festgenommen, mindestens ein Roma wird auf der Polizei
weiter geschlagen. Die schwangere Romni muss am nächsten Tag einen
Arzt aufsuchen, weil Blutungen nach den Schlägen und dem Schock
nicht aufhören. Der Arzt stellt fest, dass Teile der Plazenta sich
gelöst haben. Die Romni erleidet wenige Tage später im Spital eine
Fehlgeburt.
Februar
2002
Rumänien,
Zanea
125
Polizisten und 200 Gendarmen überfallen eine Roma-Siedlung. Panik
bricht aus, als die Polizisten gewalttätig in die Häuser
einbrechen. Die Polizei setzt Platzpatronen, Gummigeschosse und
Rauchgranaten ein.
März/Juli
2002
Russland,
Moskau
Russische
Polizei führt in Moskau und anderen Städten die „Operation Tabor“
durch. Dabei werden Roma-Siedlungen durchsucht, Fingerabdrücke
abgenommen und persönliche Daten aufgenommen. Hunderte Roma ohne
Papiere werden inhaftiert und abgeschoben. Begleitet werden die
umfassenden Polizeiaktionen durch Anti-Roma-Hetze in den russischen
Medien.
Juli
2002
Griechenland,
Aspropyrgos
Polizisten
überfallen eine Roma-Siedlung. Dabei werden Roma geschlagen und
Schusswaffen auf Roma, u.a. auf ein 13-jähriges Mädchen, gerichtet.
Die Männer werden gezwungen eine Stunde in spärlicher Bekleidung
auf dem brühend heißen Asphaltboden zu liegen. Einrichtungen und
Habseligkeiten der Roma werden mutwillig zerstört. Frauen und Männer
werden von der Polizei festgenommen und später freigelassen.
September
2002
Republik
Mazedonien, Kočani
Als
Polizisten nach einer Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma
einseitig und gewalttätig gegen die Rom vorgehen, beginnen Roma
lauthals gegen die Polizei zu protestieren. Wenige Minuten später
attackieren rund 25 Polizisten, welche zur Verstärkung gerufen
wurden, die Menge mit Knüppel. Mehrere Roma werden, zum Teil schwer,
verletzt.
November
2002
Italien,
Roma
Während
einer Razzia werden Roma und ihre Kinder gezwungen mitten in der
Nacht stundenlang im Regen zu stehen.
Republik
Moldau, Vulcănesti
Rund
vierzig vermummte Polizisten überfallen eine Roma-Siedlung. Als die
Anwesenden Roma erfahren, dass eine Razzia durchgeführt wird,
versuchen manche, sich in ihren Häusern einzuschließen. Vor einem
Haus werden über zwanzig Frauen mit Gewalt und vorgehaltenen Waffen
dazu gezwungen, sich auf den Boden zu legen. Einrichtungen, Fenster
und Habseligkeiten der Roma werden zerstört oder entwendet. Roma,
einschließlich Frauen und Kinder, werden brutal misshandelt, Waffen
werden auch auf Minderjährige gerichtet. Frauen und Kinder,welche
versuchen sich vor den Polizisten zu verstecken, werden mit Knüppeln
geschlagen.
November
2002
Ungarn,
Gyöngyös
Polizisten
überfallen eine Trauergesellschaft in einem Spital, weil die
Anwesenden zu laut weinen. Die Polizisten attackieren Trauernde,
einschließlich Frauen und Kinder, mit Knüppel. Zwei Roma werden
schwer verletzt, weitere erleiden leichte Verletzungen.
Dezember
2002
Rumänien,
Buhuşi
Rund
65 Polizisten und Gendarmen überfallen eine Roma-Siedlung. Drei
Roma, welche angeblich wegen eines Raubüberfalles gesucht werden,
werden in einem Haus von den Sicherheitskräften belagert und mit
Tränengaskanister beschossen. Unweit der Belagerung eskaliert ein
Konflikt zwischen Gendarmen und einem 42-jährigen Roma, der mehrmals
von den Gendarmen angeschossen wird. Als die 72-jährige Mutter des
Angeschossenen ihrem Sohn zu Hilfe eilen will, wird sie
niedergeschlagen und in einem Graben geworfen. Die belagerten Roma,
bewerfen vom Dach des Hauses die Sicherheitskräfte mit Holzstücken,
welche daraufhin das Feuer eröffnen. Als die verletzten Roma sich
ergeben, eröffnen die Sicherheitskräfte aus nächster Nähe erneut
das Feuer, wobei ein Roma tödlich getroffen wird. Roma, welche
versuchen, den Belagerten zu Hilfe zu eilen und die Sicherheitskräfte
mit Steinen attackieren, werden brutal geschlagen und selbst
beschossen. Einem 14-jährigen Roma wird dabei zweifach in den Rücken
geschossen.
Ukraine,
Mukachevo
Nach
einer Razzia in einem Roma-Viertel werden mehrere Roma festgenommen
und auf die Polizeistation verschleppt. Den Roma wird keine Zeit
gegeben sich warm anzuziehen, bei minus 10 Grad müssen sie in den
Fluren und im Hof ausharren. Drei Tage lang werden Roma in den Hof
gesperrt, unterbrochen von Pausen, wo sie zum Verhör geführt und
misshandelt werden.
September
2003
Republik
Italien, Florenz
Rund
50 Polizisten zerstören Behausungen einer Aschkali-Siedlung. Als
sich die Bewohner zu Wehr setzen, werden die Aschkali von der Polizei
geschlagen. Mehrere Kinder werden geschlagen.
Januar
2004
Sofia,
Bulgarien
Polizei
führt Razzien in einem Roma-Viertel durch und zerstört Unmengen von
Einrichtungen und Habseligkeiten.
Februar
2004
Rumänien,
Trebišov
Nach
Hungerunruhen stürmen über 200 Polizisten eine Roma-Siedlung. Roma,
einschließlich Frauen, Kinder und Personen mit einer Behinderung,
werden mit Knüppeln und Elektroschockern in den Häusern und auf den
Straßen drangsaliert. Mindestens vier minderjährige Roma, darunter
ein schwangeres 17-jähriges Mädchen, werden geschlagen und zum Teil
schwer misshandelt. 26-27 Roma werden festgenommen und zum Teil auf
der Polizeistation weiter geschlagen und misshandelt.
Mai
2004
Russland,
St. Petersburg
Im
Raum St. Petersburg kommt es erneut zu einer „Operation Tabor“
durch die russische Polizei, Hunderte Roma werden inhaftiert. Im
Laufe der Operation werden u.a. Schüsse in die Luft gefeuert, zwei
Roma-Hütten abgebrannt, Roma bestohlen und massiv bedroht.
Oktober
2004
Serbien
und Montenegro, Belgrad
Sechs
Roma-Jugendliche aus einem Internat werden festgenommen und auf eine
Polizeistation gebracht. Als sich die Jugendlichen weigern, einen
Diebstahl zu gestehen, werden sie bedroht und mit Knüppel
geschlagen. Im Internat werden sie von einem Lehrer eingesperrt und
weiter geschlagen. Ein 16-jähriges Mädchen wird bewusstlos
geschlagen.
Januar
2005
Ukraine, Uzhgorod
Vermummte
Polizisten überfallen in der Früh ein Roma-Viertel. Roma werden
geschlagen und in einem Bus getrieben. Es wird ihnen keine Zeit
gegeben, sich warme Kleidung anzuziehen. Im Bus werden die Roma
weiter misshandelt. Auf der Polizeistation werden die Roma durch
einen Kordon von Polizisten getrieben, welche mit Knüppel auf sie
einschlagen.
Juli
2005
Republik
Moldau, Yedintsy
Polizisten
überfallen ein Roma-Viertel und schlagen Männer, Frauen und Kinder.
30 Männer und Jugendliche werden festgenommen und zum Teil weiter
geschlagen.
Oktober
2005
Spanien,
Valencia
Im
Zuge einer Polizeiaktion werden 9 Roma-Familien aus ihren Wohnungen
vertrieben. Verzweifelte Roma versuchen als Protestaktion eine nahe
Straße zu blockieren.
Februar
2006
Türkei,
Edirne
Während
einer Razzia werden Schüsse abgegeben.
Mai
2006
Französische
Republik, Béziers
Gendarmen
überfallen in der Früh eine Roma-Siedlung. Die Roma, einschließlich
Frauen, Kinder und Schwangere, werden zum Teil gewalttätig aus den
Betten gerissen. Es wird ihnen keine Zeit gegeben sich anzuziehen.
Die Roma werden auf einem Parkplatz versammelt und teilweise mit
vorgehaltener Waffe bedroht. Vom Parkplatz aus müssen die Roma
zusehen, wie ihre Siedlung geplündert und zerstört wird. Mehrere
Roma werden festgenommen.
Rumänien,
Gepiu
Polizisten
überfallen ein Roma-Viertel. Die Polizisten treten die Türen ein
und schlagen mit Knüppel auf die Bewohner ein, welche sich noch im
Schlaf befanden. 25 Roma werden versammelt und zu Fuß einige
Kilometer zur Polizeistation getrieben. Zum Teil werden Roma mit
Handschellen an ihre eigenen Kinder gefesselt. Auf dem Weg zur
Polizeistation werden sie weiter bedroht und geschlagen. Auf der
Polizeistation werden sie weiter geschlagen und gezwungen,
Geständnisse zu unterschreiben, die sie nicht lesen können.
September
2006
Rumänien,
Reghin
Als
15 Polizisten versuchen zwei Roma in einem Roma-Viertel festzunehmen,
eskaliert die Situation. Nach Angaben der Roma beginnen die
Polizisten Tränengas in eine Menge von 150 Roma zu schießen, was
eine Panik verursacht. Insgesamt werden 36 Roma, davon 17 Frauen und
5 Minderjährige und ein nicht-Roma verletzt. 22 Roma werden mit
Gummigeschossen angeschossen.
Dezember
2006
Rumänien,
Timisoara
Arbeiter
der Verwaltung und rund 30 Polizisten setzen Unterkünfte einer
Roma-Siedlung in Brand und fordern die Bewohner auf, die Ortschaft zu
verlassen. Während der Zerstörung wird das Eigentum der Roma,
selbst Kinderschuhe, konfisziert, indem es auf einen Müllwagen
verladen und abtransportiert wird.
April
2008
Italien,
Milan
Während
einer Vertreibungsaktion werden Roma von der Polizei geschlagen. Den
Roma wird keine Zeit gegeben, ihre Sachen oder Lebensmittel
einzupacken.
November
2011
Frankreich,
Marseille
Während
einer Vertreibungsaktion setzen Polizisten Tränengas gegen Roma ein.
Januar
2012
Ukraine,
Uzhhorod
Polizisten
der Spezialeinheit Berkut überfallen Roma-Siedlungen in Uzhhorod.
Polizisten brechen die Türen ein und schlagen brutal auf Roma,
einschließlich Frauen und Kinder, ein. Tränengas und Knüppel
werden eingesetzt. Roma geben an, aus purer Angst vor der Polizei
keine Beschwerden an offizielle Stellen richten zu wollen.
Mai
2013
Republik
Mazedonien, Skopje
50 Polizisten überfallen
im Zuge einer Festnahme eine Roma-Siedlung. Roma werden mit Knüppel
und Fäuste geschlagen. Rund 10 Roma, darunter drei Frauen, werden
geschlagen.
Juni
2013
Slowakische
Republik, Moldava nad Bodvou
Über
50 zum Teil maskierte Polizisten überfallen eine Roma-Siedlung. Die
Polizisten setzen Tränengas, Elektroschocker und Knüppel ein. Über
30 Roma, darunter ein Kind, werden verletzt. Mehrere Roma werden
festgenommen und in Haft weiter geschlagen.
April
2015
Slowakische
Republik, Vrbnica
Rund
15 Polizisten mit Polizeihunden greifen Roma in ihren Wohnungen an.
Die Türen werden eingetreten, die Roma hinaus gezerrt und
geschlagen. Niemand wird festgenommen. Nach dem Überfall weigert
sich das lokale Spital, eine Ambulanz zu den Verletzten zu schicken.
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