Dokumentation:
Pogrome,
pogromartige Ausschreitungen gegen Roma
in Europa 1990 - 2014
(Auswahl) PDF
Luis
Liendo Espinoza
Das
European Roma Rights
Center (ERRC)
spricht von rund 30 Pogromen gegen Roma, welche allein in Rumänien
in der 1990er Jahren stattfanden.
Die
Berichte über die Welle der Pogrome gegen Roma im
post-kommunistischen Rumänien lesen sich wie Schauergeschichten aus
einer vergangenen Zeit. Mit Fackeln, Knüppeln und Mistgabeln
bewaffnete Anwohner, welche brandschatzen und Roma, auch Frauen und
Kinder, brutal angreifen und verjagen. Familien, welche vor dem Mob
fliehen, bei Verwandten im Nachbarort Unterschlupf finden oder sich
in Ställen, im Wald verstecken müssen. Die Gewalt gegen Roma fand
nach dem Fall des Ostblocks kein Ende. 1990 bis 2014 fanden in Europa
weit über 100 Pogrome und pogromartige Ausschreitungen gegen Roma
statt. Neben Pogromen mit Hunderten Angreifern, Überfällen auf
Wohnhäuser und deren Bewohnern durch kleinere
Gruppen von zehn bis 50 Personen fallen hierunter auch brutale
Angriffe und regelrechte Hetzjagden in der Öffentlichkeit, versuchte
Angriffe auf Roma-Viertel, welche nur durch Polizeigewalt verhindert
werden konnten und etliche andere Gewalttaten, welche von
nicht-staatlichen Akteuren unternommen wurden.
Solche
Fälle wurden in internationalen mit Menschenrechtsfragen
beschäftigten Gremien immer wieder thematisiert. Interventionen und
Klagen durch Menschenrechts-organisationen führten zumindest auf dem
Papier zu verschärften Gesetzen hinsichtlich rassistisch motivierter
Verbrechen, speziellen Ausbildungsprogrammen bei Justiz und Polizei
und nicht zuletzt auch zu einer öffentlichen Debatte über das
Thema. Dessen ungeachtet ist seit über zwei Jahrzehnten die
unmittelbare physische Bedrohung für Roma weiterhin präsent. In
ganz Europa werden Roma regelmäßig Opfer von Gewalt. In Staaten wie
bspw. Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Ukraine und Russland ist
die Situation für Roma besonders bedrohlich. Innerhalb dieser
Staaten gibt es zwar regionale Unterschiede, welche sich in einem
unterschiedlichen Vorgehen von Polizei und Justiz äußern, doch
zweifellos sind Roma dort in bestimmten Gebieten und Kommunen nicht
potentiell, sondern real der elementarsten Bürgerrechte beraubt.
Wenn Familien mit Eisenstangen in ihren Häusern angegriffen, Heim
und Eigentum zerstört werden, während Polizei, Verwaltung und
Justiz faktisch untätig bleiben oder – schlimmer – in vielen
Fällen die Opfer nach den Gewalttaten noch bedrohen und
drangsalieren, ist die Rede von der Diskriminierung obsolet geworden.
Diskriminierung beschreibt eine sekundäre Benachteiligung einer
Bevölkerungsgruppe in Bereichen wie Schulwesen, Arbeitsmarkt, Wohnen
etc. Angriffe auf die physische Unversehrtheit, die Sicherheit der
Familie, eine entschädigungslose Zerstörung von Eigentum und Heim
bilden hier eine Ausnahme. Demgegenüber sind Hunderttausende Roma
nicht allein Ziel von Diskriminierung, sondern mit allen Konsequenzen
vogelfrei. Der entsprechende Begriff lautet Verfolgung. Während
Antiziganismus im akademischen Diskurs hoch im Kurs steht und,
anders als vor 20 Jahren, Diskriminierung von Roma bei
Menschen-rechtsorganisationen zum Dauerthema geworden ist, bleiben
grundlegende Zusammenhänge - die Tatsache der Verfolgung der Roma in
Europa - dem Betrachter auf eigentümliche Weise fremd. Folgende
Dokumentation stellt chronologisch Gewalt gegen Roma durch zivile
Akteure 1990 - 2014 in Europa dar. Abgesehen von wenigen Experten ist
diese Geschichte, obwohl relativ gut dokumentiert, in dieser Einheit
der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt. Nur mit einem einzigen Satz
sei hier auch erwähnt, dass die Polizeigewalt gegen Roma die hier
dokumentierte Gewalt des Mobs in jeder Hinsicht übertrifft. Die
Dokumentation sollte auch als Schlag in die Magengrube verstanden
werden, sie ist eine brutale Darstellung dafür, wie Menschen, mit
denen wir Seite an Seite leben, im Europa des 21. Jahrhunderts, im
Zeitalter der Massenmedien, verfolgt und drangsaliert werden können.
Januar
1990
Rumänien
- Turu Lung
1.000
Bewohner der Ortschaft greifen eine Roma-Siedlung an. Mehrere Roma,
welche versuchen ihre Häuser zu verteidigen, werden verletzt. 36
Häuser werden zerstört oder niedergebrannt. Ein drei-jähriger
Roma-Junge stirbt unter ungeklärten Umständen im Chaos des Pogroms.
Die Polizei erscheint 2 Stunden nach Beginn des Pogroms vor Ort und
greift nicht ein. 6 Roma, welche sich nach der Arbeit auf dem Heimweg
befinden, werden aber von der Polizei festgenommen und misshandelt.
Rumänien
- Reghin
400
- 500 Bewohner greifen eine Roma-Siedlung an. 10-12 Häuser werden
niedergebrannt oder zerstört.
Februar
1990
Rumänien
- Lunga
100
- 250 Bewohner der Ortschaft greifen
eine Roma-Siedlung an. Mehrere Roma-Wohnhäuser und Gebäude werden
niedergebrannt. 4 Roma werden mit Äxten ermordet.
Juni
1990
Rumänien
- Bucharest
Während
den gewaltsamen und blutigen Auseinandersetzungen vom 13. - 15. Juni
zwischen Sicherheitskräften, Anhängern der Regierung und der
Opposition greifen Regierungsanhänger wahllos Roma auf der Straße
und in ihren Häusern an. Eine Romni wird dabei vergewaltigt, eine
bereits erkrankte Romni erleidet durch den Schock des Überfalls
einen Herzinfarkt und stirbt am nächsten Tag.
Rumänien
- Cȋlnic
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen Roma und
Nicht-Roma greifen 300 Bewohner der Ortschaft eine Roma-Siedlung an,
werfen Fensterscheiben ein und zerstören Einrichtungen. Die Polizei
ist vor Ort und schreitet nicht ein.
Rumänien
- Huedin
100
Anwohner der Ortschaft versammeln sich und greifen wahllos Roma in
den Straßen an der Ortschaft an. Vor allem Frauen und Kinder werden
Opfer des mit Holzknüppel, Flaschen und Mistgabeln bewaffneten Mobs
und zum Teil schwer verletzt.
Juli
1990
Rumänien
- Cuza Vodǎ
Nach
einer Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma versammelt sich
ein Mob und greift eine Roma-Siedlung an. Fenster werden
eingeschlagen und 34 Zelte niedergebrannt.
August
1990
Rumänien
- Caşinul Nou
Zwischen
60 und 400 Bewohner der Ortschaft greifen Roma-Wohnhäuser an. Die
Angreifer brennen Häuser nieder und zerstören Einrichtungen und
Eigentum. Aus Angst gelyncht zu werden, fliehen Roma aus ihren
Wohnhäusern. 150 Roma, darunter auch etliche Kinder, werden
obdachlos. Die zuständigen rumänischen Behörden verschleppen und
verhindern eine ernsthafte Untersuchung der Ereignisse. Ein
zuständiger Staatsanwalt erklärt 1998, die Roma hätten sich
unmoralisch verhalten und das Pogrom durch "provokative Akte"
mitverschuldet. Der Fall einer betroffenen Romni wird schließlich
vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verhandelt.
September
1990
Ungarn
- Eger
150
Skinheads greifen eine Roma-Siedlung der Stadt an. Die Polizei greift
nicht ein
Oktober
1990
Rumänien
- Mihail Kogalniceanu
1.000
- 1.500 Bewohner der Ortschaft greifen eine Roma-Siedlung an. 33
Häuser werden niedergebrannt oder zerstört. 200 Roma werden
obdachlos.
Dezember
1990
Rumänien
- Basarab
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma
greifen 400 Anwohner, darunter der zuständige Polizeichef, eine
Roma-Siedlung an. Das Pogrom zieht sich über zwei Tage hin.
Schätzungsweise 20 Häuser werden angegriffen und zum Teil zerstört.
20-25 Roma werden verletzt.
Februar
1991
Tschechische
Republik - Klatovy
Ein
Roma-Wohnhaus wird mehrere Tage lang von Anwohnern angegriffen.
Mehrere Roma werden verletzt. Der 21-jährige Emil Bendík
wird zu Tode geprügelt.
April
1991
Rumänien
- Bolintin Deal
Nach
einem Mord an einem Nicht-Roma durch einen Roma versammeln sich ca.
2.000 Personen, darunter ein Priester und der Bürgermeister, aus
Bolintin Deal und umliegenden Ortschaften und greifen die
Roma-Wohnhäuser der Ortschaft an. 27 Häuser werden niedergebrannt
oder zerstört. Die gesamte Roma-Gemeinde muss ihre Häuser verlassen
und wird obdachlos. Als nach mehreren Wochen Roma versuchen in ihre
zerstörten Häuser zurückzukehren, werden weitere Häuser, welche
von Roma bewohnt wurden niedergebrannt und die Roma vertrieben.
Mai
1991
Ungarn
- Eger
150
Skinheads greifen eine Roma-Siedlung an.
Königreich
Spanien - Mancha Real
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit einem Toten, wird eine
Roma-Siedlung angegriffen. Häuser werden niedergebrannt oder
zerstört. Nach dem Pogrom ruft der lokale Bürgermeister zur
Vertreibung der Roma auf.
Rumänien
- Ogrezeni
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma
geben die Kirchenglocken das Signal zum Angriff. 25 Häuser werden
vom Mob niedergebrannt oder zerstört. Polizei ist anwesend aber
schreitet nicht ein.
Rumänien
- Bolintin Vale
Gleichzeitig
zum Pogrom in Ogrezeni wird auch in Bolintin Vale eine Roma-Siedlung
angegriffen. 11 Häuser werden niedergebrannt oder zerstört.
Juni
1991
Rumänien
- Găiseni
Offensichtlich
inspiriert von den Pogromen in Ogrezeni und Bolintin Vale werden 9
Häuser einer Roma-Siedlung niedergebrannt oder zerstört.
Rumänien
- Plăieşii
de Sus
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Nicht-Roma und Roma
werden zwei unbeteiligte Roma angegriffen und schwer verletzt. Ein
Opfer erliegt später seinen Verletzungen. Zwei Tage später
erscheinen Flugblätter an den Wohnhäusern von Roma, welche diese
auffordern, ihre Häuser zu verlassen, bevor diese am nächsten Tag
in Brand gesetzt werden. Die Roma informieren Polizei und Behörden,
doch diese verweigern Hilfe und raten den Roma, ihre Häuser zu
verlassen. Am Nachmittag des nächsten Tages fliehen Roma in einen
nahe gelegenen Stall, während eine Gruppe von Angreifern
Elektrizitätszufuhr und Telefonleitungen zu den Häusern kappt. 27
Häuser mitsamt allem Eigentum werden völlig niedergebrannt. Ein
Jahr müssen die Roma unter unmenschlichen Bedingungen in dem
besagten Stall ohne Heizung und fließendem Wasser leben. Das
Verfahren gegen die Täter wird von den rumänischen Behörden neun
Jahre verschleppt und verhindert und vom ERRC vor dem Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte gebracht.
August
1991
Rumänien
- Vălenii Lăpuşului
Nach
einer Vergewaltigung einer Nicht-Roma Frau durch einen Roma greifen
ca. 150 Anwohner eine Roma-Siedlung in Ponoriţa
an. 19 Häuser werden niedergebrannt oder zerstört. Nachdem die
Polizei eingreift, bewegt sich der Mob, nun ungehindert von der
Polizei, Richtung Vĭlceaua, wo
weitere acht Häuser niedergebrannt werden.
Juli
1992
Rumänien
- Bukarest (Piaţa Rahovei)
Zwei
Tage nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen einem
Militärangehörigen und einem Roma greifen 40-50 maskierte Soldaten
am Rahova-Platz wahllos Roma, Verkäufer oder Passanten an. Mehrere
Roma werden verletzt.
März
1993
Rumänien
- Cărpiniş
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen einem Roma und
Nicht-Roma greifen 50 - 60 mit Eisenstangen, Steinen und
Molotow-Cocktails bewaffnete Anwohner eine Roma-Siedlung an. Die Roma
können rechtzeitig aus den Häusern fliehen. 5 Häuser werden
zerstört.
September
1993
Rumänien
- Hădăreni
Im
Zuge einer Auseinandersetzung zwischen Roma und Rumänen wird ein
Rumäne getötet. Die involvierten Roma flüchten in ein nahe
gelegenes Haus, das schnell von einem Mob belagert wird, welcher die
geflüchteten Roma auffordert, das Haus zu verlassen. Unter dem Mob
befindet sich auch lokale Polizei, welche nicht einschreitet und sich
im Verlauf des Pogroms auch aktiv an den Gewalttätigkeiten
beteiligt. Als die Roma das Haus nicht verlassen, wird das Haus vom
Mob in Brand gesetzt. Zwei Roma, welche vor den Flammen fliehen,
werden vom Mob aufgegriffen und brutal zu Tode geschlagen. Ein
weiterer Roma verbrennt im Haus. Am Abend des selben Tages greift der
Mob Roma Wohnhäuser in der Ortschaft an, zerstört Einrichtungen und
Eigentum und brennt 13 Häuser nieder. Die Ausschreitungen ziehen
sich bis zum nächsten Tag hin. Roma-Familien, die versuchen zu ihren
zerstörten Häusern zurückzukehren, werden von Anwohnern und von
Polizei angegriffen und mit Gewalt vertrieben.
Ungarn
- Bérhida
Eine
Roma-Familie wird in ihrem Haus von 40-50 Personen angegriffen. Die
Täter zerstören Einrichtungen und verletzen Mitglieder der Familie
Tschechische
Republik - Písek
Ca.
40 Skinheads greifen eine Gruppe Roma an und treiben sie mit Stöcken
und Steinen in einen Fluss. Roma, welche versuchen aus dem Fluss zu
gelangen, werden geschlagen und zurückgetrieben. Der 17-jährige
Tibor Daniel ertrinkt im Fluss
Oktober
1993
Republik
Bulgarien - Cherganovo
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma
greifen hunderte mit Äxten und Spaten bewaffnete Anwohner eine
Roma-Siedlung an. Mindestens zwei Roma werden verletzt, mehrere
Häuser werden zerstört. Polizei ist vor Ort und greift nicht ein.
November
1993
Republik
Bulgarien - Glushnik
Nachdem
ca. 20 Roma, welche auf einem privaten Weingut Trauben sammeln
wollten, von privaten mit Schusswaffen bewaffneten Wachen gefangen
und der Polizei vorgeführt werden, verlässt die Polizei den Tatort
und rät den Wachen, die Roma freizulassen. Die gefangenen Roma,
darunter auch Frauen und Kinder, werden jedoch von den Wachen in
einem Schweinestall gesperrt. Am nächsten morgen öffnen die Wachen,
zu denen sich ca. 10 bewaffnete Zivilisten gesellt haben, den Stall
und beginnen einzelne Roma brutal zu schlagen. Nachdem einem Roma die
Flucht gelingt, werden die übrigen Opfer gefesselt und wieder
geschlagen. Als die Polizei eintrifft, wird der Exzess beendet. Die
Polizei straft die Roma für den Diebstahl am Weingut ab und lässt
sie frei.
Dezember
1993
Republik
Bulgarien - Burgas
Eine
Roma-Siedlung wird mehrere Wochen lang von einer Gruppe maskierter
Personen mit Molotow-Cocktails angegriffen. Bei einem der Angriffe
wird ein Roma-Jugendlicher verletzt, eine vier-jährige Romni
erleidet schwere Verbrennungen.
Republik
Bulgarien - Malorad
Eine
Roma-Siedlung wird von dutzenden Angehörigen einer privaten
Sicherheitsfirma angegriffen. Die Angreifer sind mit Schusswaffen
ausgestattet, schießen wiederholt in die Luft und dringen brutal in
die Wohnungen der Roma ein. Die Einrichtungen werden zerstört,
Männer, Frauen und Kinder werden brutal geschlagen und bedroht. In
einem Haus wird ein Familienvater erschossen.
Februar
1994
Republik
Bulgarien - Dolno Belotintsi
Nach
einem Mord an einem Nicht-Roma durch einen Roma wird eine
Roma-Siedlung durch Dutzende Anwohner angegriffen. Die Anwohner
treten die Türe der Häuser ein und zerren die Roma unter Schlägen
gewaltsam hinaus. Die Roma werden von den Angreifern am Ortsplatz
versammelt und gezwungen in die 4 Kilometer weit entfernte Ortschaft
Nikolovo zu marschieren. Nachdem die Gruppe in Nikolovo angekommen
ist, entfernen sich allmählich die Angreifer. Die Mehrzahl der Opfer
versucht aus Angst vor weiteren Angriffen in anderen Ortschaften
unterzukommen. Am nächsten Tag wird ein Roma-Wohnhaus in Brand
gesteckt. Am Tag darauf findet nach dem Begräbnis des Mordopfers
eine Anti-Roma-Demonstration statt, welche mit Hilfe des
Bürgermeisters organisiert wird. Nach der Demonstration werden
erneut Roma-Wohnhäuser vom Mob angegriffen.
März
1994
Republik
Bulgarien - Pleven
Eine
Roma-Siedlung wird mehrere Tage lang von bis zu 50 mit Steinen,
Stöcken und Brandsätzen bewaffneten Skinheads angegriffen. Die
Angreifer rufen Todesdrohungen und setzen Häuser in Brand. Die
Polizei beteiligt sich selbst an tätlichen Angriffen gegen Roma oder
versäumt es, die Täter festzunehmen.
Mai
1994
Rumänien
- Racşa
Zwei
Tage nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen einem
Nicht-Roma und 2 Roma-Jugendlichen, die mit dem Tod des Roma endet,
greift ein Mob von 800 - 1.000 Personen eine Roma-Siedlung und
mehrere Häuser von Roma im Zentrum der Ortschaft an.
Juni
1994
Republik
Polen - Dębica
Ein
13-jähriger Roma wird von ca. dreißig Skinheads am Nachmittag auf
dem Hauptplatz der Ortschaft attackiert und schwer verletzt. Später
versammeln sich dutzende Angreifer vor einem Roma-Wohnhaus und
bewerfen es mit Steinen.
Juli
1994
Ungarn
- Gyöngyös
Nach
mehreren schweren Angriffen gegen Roma wird eine Roma-Familie in
ihrem Wohnhaus von 20-30 mit Baseballschlägern, Gaspistolen,
Eisenstangen und Glasflaschen bewaffneten Skinheads angegriffen und
geschlagen. Im November des selben Jahres folgen noch
Molotow-Anschläge auf Roma-Wohnhäuser durch Gruppen von
Jugendlichen.
April
1995
Montenegro
- Danilovgrad
Nachdem
2 jugendliche Roma beschuldigt werden, eine Nicht-Roma vergewaltigt
zu haben, werden alle jungen Roma der Siedlung in der Nacht von der
Polizei inhaftiert. Währenddessen versammeln sich Hunderte Anwohner
der Stadt vor der Polizeistation, sie rufen dazu auf, die Roma aus
Danilovgrad zu vertreiben, sie zu vernichten und ihre Häuser
niederzubrennen. Nachdem 2 Roma die Vergewaltigung gestehen, werden
die übrigen Jugendlichen, mit der Warnung, die Ortschaft samt ihren
Familien sofort zu verlassen, um nicht Opfer von Lynchjustiz zu
werden, in der früh freigelassen. Zur selben Zeit fährt die Polizei
zu der Roma-Siedlung Bozova
Glavica
und erklärt den Bewohnern, sie müssten die Siedlung sofort
verlassen, die Polizei würde keine Garantie für ihre Sicherheit
übernehmen. Als der erste Angriff auf die Siedlung erfolgt, haben
die Mehrheit der Roma die Siedlung bereits verlassen. Die Angreifer
schlagen Fenster ein und bewerfen die Häuser mit Steinen. Eine
Gruppe verbliebener Roma, welche sich in einem Keller versteckt,
flieht über Wald und Feld nach Podgorica. Am Nachmittag versammeln
sich Hunderte Anwohner in der Ortschaft und marschieren in Richtung
der Roma-Siedlung. Die gesamte Siedlung, samt allen Eigentum, Vieh,
Maschinen etc. wird völlig zerstört und in Brand gesetzt. Die
Polizei ist vor Ort und schreitet nicht ein. 74 Roma, darunter 19
Frauen und 37 Kinder werden obdachlos. Im Juni 2003 gesteht die
montenegrinische Regierung 74 Opfern des Pogroms eine Entschädigung
in Höhe von 985.000 € zu.
Mai
1995
Ungarn
- Kalocsa
Eine
gewaltsame Auseinandersetzung auf einem Maifest zwischen einem Roma
und Nicht-Roma eskaliert als eine Gruppe Skinheads sich einmischt,
bald greifen Anwohner, Jugendliche und Skinheads gemeinsam Roma, auch
Frauen und Kinder, an.
Juli
1995
Slowakische
Republik - Žiar nad Hronom
Eine
Gruppe von ca. 30 Skinheads greift in der Ortschaft wahllos Roma an.
Ein Brandsatz wird in ein von Roma frequentiertes Lokal, ein weiterer
Brandsatz in ein Roma-Wohnhaus geworfen. Schließlich wird der
17-jährige Roma Mario Goral bewusstlos geschlagen, mit einem Messer
geritzt, einem selbst hergestellten Brandbeschleuniger übergossen
und in Brand gesetzt. Das Opfer erleidet Verbrennungen 2. und 3.
Grades auf 60% seiner Hautoberfläche und erliegt Tage später seinen
Verletzungen.
Februar
1996
Slowakische
Republik - Kremnica
20
Skinheads greifen eine Roma-Siedlung an. Einrichtungen in sechs
Wohnhäusern werden zerstört.
März
1996
Slowakische
Republik - Topol'čany
Eine
Gruppe von 12 Roma-Schülern und zwei Lehrern wird von 30 mit
Nunchakus und Ketten bewaffneten Skinheads angegriffen. 5 Kinder
werden verletzt, zwei davon schwer.
April
1996
Slowakische
Republik - Zalistie
Ein
Roma-Wohnhaus wird von mehreren Anwohnern angegriffen. Fenster werden
eingeschlagen und Roma geschlagen. Nachdem die Angreifer von den Roma
zurückgeschlagen werden, drohen diese damit, das Haus
niederzubrennen. In der Nacht wird das Haus erneut angegriffen. Ein
Roma stirbt in den Flammen, zwei weitere werden verletzt.
Slowakische
Republik - Hontianske Nemce
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma
werden zwei Roma in Hontianske Nemce und zwei weitere Roma in einem
Nachbarort angegriffen. Am späten Nachmittag desselben Tages nähern
sich 4 Personen dem Haus eines der Opfer und sprechen Drohungen aus.
Die Familie kontaktiert den Bürgermeister, doch dieser verweigert
die Hilfe. Wenige Stunden später wird das Haus der Familie von 9
Personen mit Steinen angegriffen. Fenster werden eingeschlagen und
Einrichtungen beschädigt. Die Familie muss sich im Haus
verbarrikadieren. Einige Stunden später, die Familie schläft
bereits, wird das Haus erneut angegriffen. Diesmal dringen ca. 10
Angreifer in das Haus ein und setzen es mit Benzin in Brand. Vier
Roma, welche nicht sofort aus dem Haus fliehen können, werden von
den Angreifern mit Ketten und Steinen in die Flammen zurückgetrieben.
Zwei Roma fliehen durch ein Fenster. Josef Mikloš
wird von einem Täter mit einem Betonteil am Kopf getroffen und fängt
Feuer, als er benommen im Haus stolpert. Sein Freund versucht ihn
vergeblich zu retten und muss sich schließlich selbst retten. Ein
Überlebender Roma läuft zum Bürgermeister, doch dieser verweigerte
abermals jede Hilfe. Schließlich kontaktiert dieser doch Feuerwehr
und Rettung. Josef Mikloš stirbt in
den Flammen.
Zeugen,
welche vom Legal Defence
Bureau for Ethnic Minorities
in Slovakia interviewt wurden, gaben an, Familie Mikloš
wäre bereits mehrmals Ziel schwerer Angriffe geworden. Bei einem
dieser Angriffe wurden ebenfalls das Haus mit Steinen angegriffen und
Roma attackiert. Romnija wurden halbnackt aus dem Haus gejagt und
eine Romni im Gesicht geritzt. Die Polizei machte sich damals Notizen
und damit waren die Untersuchungen abgeschlossen. Gegenüber den Roma
verlautbarte die Polizei, solange es keine Toten gäbe, sei alles
unter Kontrolle.
Dezember
1996
Republik
Polen - Świebodzice
50
maskierte Jugendliche werfen Brandsätze auf ein von Roma bewohntes
Haus. Wohneinrichtung und das Nachthemd eines 5-jährigen Kindes
fangen Feuer. Nach Angaben der Opfer wurde das Haus bereits
mindestens 20 mal angegriffen. Dabei wurden Fenster eingeschlagen und
Autos der Anwohner demoliert. Polizei und Behörden blieben völlig
untätig und verharmlosen die Angriffe auf die Familie.
Januar
1997
Rumänien
- Tanganu
Zwischen
50-100 mit Schusswaffen bewaffnete Anwohner greifen eine
Roma-Siedlung an. Mehrere Häuser werden zerstört und die Roma
vertrieben.
Februar
1997
Republik
Polen - Zabrze
Als
drei Romnija aus einem öffentlichen Bus aussteigen, werden sie von 6
Skinheads angegriffen. Obwohl der Bus die Station nicht verlässt und
trotz der Klagen einer Romni, welche mit ihrem Kind im Bus verbleibt,
weigert sich der Busfahrer, die Tür zu öffnen, um den Opfern
Einlass zu gewähren. Stattdessen fordert er die Frau auf, ebenfalls
den Bus zu verlassen. Eine Romni wird auf der Station von den
Skinheads ca. 10 Minuten lang brutal zusammengeschlagen. Wiederholte
Bitten, die Polizei zu rufen oder die Türe des Bus zu öffnen,
werden nicht erwidert. Dafür werden die Angreifer von manchen
Passagieren noch angefeuert. Nach dem Angriff erstatten die Opfer
Anzeige, die Untersuchungen verlaufen im Sand, vorgeblich weil die
Hauptbetroffene aufgrund des Schock keine Angaben zu den Tätern
machen kann. Während der 1-monatigen Untersuchung des Vorfalls
werden die Romnija und ihren Familien wiederholt von Skinheads
bedroht. Die Hauptbetroffene war zur Zeit des Angriffs im 3. Monat
schwanger. Das Kind wird mit schweren und lebensbedrohenden
physischen Schäden geboren. Die Ärzte machen dafür die schweren
Schläge auf den Unterleib verantwortlich.
April
1997
Republik
Bulgarien - Sredno Selo
5
Roma, welche beschuldigt werden, Kälber gestohlen zu haben, werden
vor das Büro des Bürgermeisters gezerrt und an einem Zaun gebunden
und vor einem Mob von 100-120 Personen öffentlich misshandelt.
Mai
1997
Tschechische
Republik - Klatovy
Zwei
Roma werden von 15 Angreifer angegriffen und durch die Ortschaft
gejagt. Ein Roma wird bis in sein Wohnhaus verfolgt, dessen Türe
eingetreten wird. Die Angreifer drohen, die Kinder, welche sich im
Wohnhaus befinden, zu verbrennen.
Juli
1997
Republik
Bulgarien - Dalgo Pole
Nach
einem Gemüsediebstahl werden zwei Romni von einem privaten Wachmann
angeschossen und anschließend von einem Mob geschlagen.
September
1997
Tschechische
Republik - Domažlice
Eine
Gruppe von Skinheads schießt aus mehreren Autos mit einem
Luftdruckgewehr und Bleiwurfgeschossen auf ein Roma-Wohnhaus. Die
Gruppe äußert auch Drohungen. Die 36-jährige Erika
Gáborová erleidet vor Schreck einen tödlichen epileptischen
Anfall. Bei einem früherem Überfall auf das Haus waren bereits Tür
und Fenster eingeschlagen worden.
November
1997
Rumänien
- Iaşi
Nachdem
Roma ein Taxiauto gestohlen haben, greifen 40 mit Stöcken und
Brechstangen bewaffnete Taxifahrer eine Roma-Siedlung an. Die
Situation kann durch Intervention eines Roma entschärft werden, der
die Rückgabe des Autos organisieren kann.
Februar
1998
Republik
Kroatien - Bilje
10
- 15 Personen greifen Roma-Wohnhäuser an und äußern Todesdrohungen
gegen die Roma.
März
1998
Republik
Bulgarien - Hadji Dimitrovo
Nach
einer Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma greifen 40-50
mit Schusswaffen, Hacken und Eisenstangen bewaffnete Anwohner eine
Roma-Siedlung an. Mindestens ein Roma wird schwer verletzt.
April
1998
Ungarn
- Polgárdi
Eine
Gruppe von 5 Jugendliche, davon 4 Roma, wird in einer Disco grundlos
von anderen Besuchern angegriffen. Als die Gruppe aus der Disco
flieht, wird sie von 20 Angreifern, welche rassistische Parolen
rufen, verfolgt. Während einige Opfer sich im Park verstecken,
versuchen andere die Polizei zu informieren, welche jedoch
Hilfestellung verweigert. Ein weiteres Opfer, bereits sichtlich
verletzt, versucht in ein Pub zu gelangen, um seinen Angreifern zu
entkommen. Doch der Kellner des Pubs verweigert dem Roma Einlass.
Erst als das Opfer vor dem Pub erneut niedergeschlagen wird, ruft der
Kellner die Polizei. Eines der Opfer wird mit schweren Verletzungen
in ein Krankenhaus gebracht.
Mai
1999
Republik
Polen - Nowy Sącz
Eine
Roma Familie, darunter vier Kinder, wird am Heimweg von ca. 40 mit
Baseballschlägern, Ketten und Tränengas bewaffneten Skinheads
attackiert. Als Nachbarn die Polizei rufen, erscheint diese vermummt
mit schwarzen Sturmhauben. Die Polizei lacht die Opfer aus und
verlässt wieder den Tatort, ohne irgendetwas gegen die Angreifer zu
unternehmen. Diese setzen den Angriff fort, bis erneut von einem
Nachbarn die Polizei gerufen wird. Die Polizei erscheint wieder
maskiert und beginnt nun ihrerseits auf die Familienangehörigen und
Roma, welche gekommen sind, um der Familie beizustehen,
einzuschlagen. Die Familienangehörigen, besonders die Kinder, welche
ebenfalls von der Polizei geschlagen wurden, befinden sich in einem
Schockzustand. Zusätzlich werden 2 Roma wegen Trunkenheit und
Raufhandel inhaftiert. Die Frau eines Inhaftierten begibt sich mit
ihren 4 Kindern in ihre Wohnung, wo sie in der Nacht abermals von 30
Skinheads mit Steinen und Molotow-Cocktails angegriffen werden. Sie
und andere Familienangehörige können sich aus der Wohnung retten.
Als die Polizei eintrifft, laufen die Skinheads davon, doch die
Beamten machen keine Anstalten, diese zu verfolgen. Mindestens 2
Jahre lang wird die Familie terrorisiert. Es kommt zu
Molotow-Anschlägen auf ihre Wohnung, Tränengasattacken an ihrer
Wohnungstür, wiederholten Telefondrohungen etc.
Juni
1999
Republik
Italien - Neapel
Einem
Tag nach einem Verkehrsunfall, bei dem zwei Nicht-Roma durch einen
Roma verletzt werden, greift eine mit Holzknüppeln, Schusswaffen und
Benzin bewaffnete Gruppe eine Roma-Siedlung an. Sie fordern die Roma
auf, die Siedlung zu verlassen oder in den Flammen umzukommen. 1000
Roma fliehen unter Applaus von Zuschauern und Anrainern vor dem
Feuer. Mehrere Anrufe bei der Polizei zeigen keine Wirkung. Am
nächsten Tag versuchen 200 Roma in die Siedlung zurückzukehren.
Obwohl die Polizei vor Ort ist, wird auch an diesem Tag die Siedlung
bis in den Abend hinein mit Brandsätzen attackiert.
Republik
Polen - Białystok
50
Skinheads greifen ein Roma-Wohnhaus an, deren Bewohner gerade draußen
ein Mahl zubereiten. Die Angreifer sind zum Teil mit Schusswaffen
bewaffnet und feuern Schüsse auf einen Roma ab. Das Haus, in das
Familienmitglieder und Kinder flüchten, wird mit Steinen und 3
Molotow-Cocktails angegriffen. Drei Verdächtige werden von der
Polizei gefasst und zu 2 Jahren und 6 Monate Haft verurteilt. Während
des Prozesses werden die Opfer von den Familienangehörigen der Täter
bedroht.
August
1999
Tschechische
Republik - Dvorek u Ohražovic
Ca.
30 Skinheads greifen eine Roma-Siedlung an. Die Angreifer geben
Schüsse ab, drohen den Roma mit dem Tod, bewerfen die Häuser mit
Steinen und randalieren. Manche Roma fliehen in Todesangst mit den
Kindern in einen Wald. 2 Roma werden verletzt. Der Angriff, der
ungefähr eine Stunde dauerte, wurde offensichtlich vom Hausbesitzer
organisiert, um die Roma zu vertreiben.
Ungarn
- Újfehértó
Ca.
30 mit Baseballschlägern und Eisenstangen bewaffnete Angreifer
überfallen ein Roma-Wohnhaus und prügeln auf die männlichen Roma
ein. 8 Roma werden verletzt.
November
1999
Tschechische
Republik - České Budějovice
30
- 70 mit Knüppel, Ketten und gebrochenen Flaschen bewaffnete
Skinheads greifen eine Roma-Hochzeitsgesellschaft in einem Restaurant
an. Während des Überfalls wird mindestens ein Schuss abgefeuert.
Mehrere Roma darunter auch eine schwangere Frau werden verletzt.
Januar
2000
Ukraine
- Kamenskoje
Nach
einer Auseinandersetzung wird ein Roma in einer Discothek von
mehreren Besuchern bewusstlos geschlagen. Das Opfer wird in das Haus
seines Onkels gebracht. Gleichzeitig sammelt sich ein Mob von 40
Personen vor einer Roma-Siedlung. Der Mob kann schließlich dazu
überredet werden, sich aufzulösen. Am nächsten morgen versammelt
sich erneut ein Mob im Zentrum der Stadt. Polizisten, welche sich
ebenfalls in der Masse befinden, richten einer Romni aus, die Roma
würden am Abend in Brand gesetzt werden. Zu Mittag wird schließlich
das Haus, indem sich das Opfer der letzte Attacke versteckt, von 15
mit Keulen, Stöcken und Brechstangen bewaffneten Personen
angegriffen. 5 Roma werden verletzt. Die Mutter des Opfers erleidet
durch einen Schlag mit der Brechstange eine Gehirnerschütterung.
Wenige Tage später werden erneut Roma-Wohnhäuser attackiert.
Mehrere Fenster werden eingeschlagen und ein Roma verletzt.
April
2000
Rumänien
- Paloş
Ein
Roma wird von zwei Nicht-Roma wegen einem angeblichen Diebstahl
niedergeschlagen, in ein Auto gezerrt und zu einer Polizeistation
gefahren. Dort wird das Opfer von den zwei Tätern und einem
Polizeioffizier wieder geschlagen. Als das Opfer von den Tätern in
einem Auto zu einem Friedhof gefahren wird, flüchtet der Roma. Am
Abend des nächsten Tages greift eine Gruppe von 20 Personen, das
Opfer in seiner Wohnung an. Es folgt ein Versuch, das Haus in Brand
zu setzen, der durch einen Polizisten vereitelt wird. Die Angriffe
nötigen das Opfer, die Ortschaft zu verlassen. Während seiner
Abwesenheit werden seine Frau und seine Kinder angegriffen.
Juni
2000
Königreich
Spanien - Almoradi
Nach
einem Mord an einem Nicht-Roma durch einen Roma demonstrieren 2.500
Anwohner gegen die Roma. 800 mit Eisenstangen, Messern, Ketten und
Brandsätzen bewaffnete Anwohner greifen eine Roma-Siedlung an. 12
Häuser werden niedergebrannt oder zerstört. Familien müssen die
brennenden Häuser zum Teil über das Dach verlassen, um dem Mob zu
entgehen.
Republik
Polen - Zabrze
Als
mehrere Roma eine große Gruppe Skinheads sehen, die sich ihnen
nähert, beschließen sie sich in zwei Gruppen, eine mit Männern,
eine andere mit Frauen und Kinder, aufzuteilen. Frauen und Kinder
finden verstecken sich hinter einem Kiosk, während die Männer von
ca. 15 Skinheads unter rassistischen Parolen durch die Straßen
gejagt werden. Ein Roma wird schließlich in einer Sackgasse von 10
Skinheads mit Baseballschlägern und Ketten brutal bewusstlos
geschlagen. Als die Polizei eintrifft, erklärt sich diese selbst für
unzuständig. Das Opfer wird nach drei Wochen aus dem Spital
entlassen. Als das ERRC nach zwei Jahren das Opfer erneut besucht,
muss dieses weiterhin starke Medikamente nehmen, um schwere Rücken-
und Kopfschmerzen zu unterdrücken.
Dezember
2000
Republik
Bulgarien - Oryahovitsa
Eine
Gruppe mit Eisenstangen und Stöcken bewaffneter junger Nicht-Roma
überfällt ein Roma-Wohnhaus, verletzt zwei Roma und zerstört
Einrichtungen. Insgesamt werden mindestens drei Häuser angegriffen.
April
2001
Tschechische
Republik - Nový Bor
Ca.
45 u.a. mit Baseballschlägern bewaffnete Skinheads greifen eine
Gruppe Roma an, welche sich zur Wehr setzt. Acht Roma werden bei dem
Überfall verletzt.
Mai
2001
Polen
- Maszkowice
Eine
Gruppe Roma wird in einer Roma-Siedlung von 20 Angreifern mit
Baseballschlägern und Tränengas attackiert und bedroht.
Juni
2001
Republik
Polen - Zabrze
Ca.
20 Skinheads greifen ein Roma-Wohnhaus der Ortschaft an, Fenster
werden mit Steinen eingeschlagen, Flaschen geworfen und Autos
beschädigt. Als die Skinheads versuchen in die Häuser einzudringen,
setzen sich Anwohner zur Wehr und der Kampf verlagert sich auf die
Straße, wo die Roma mit Baseballschlägern angegriffen werden.
Mehrere Roma werden zum Teil schwer verletzt. Als die Polizei
eintrifft, sehen die Beamten am Beginn nur zu und feuern die
Skinheads an. Erst später schreiten sie ein, um die Gewalt zu
beenden. Der Angriff dauert ungefähr eine Stunde. Der schwere
Angriff ist nur ein Glied in einer Serie von Angriffen gegen die Roma
in der Ortschaft.
Oktober
2001
Republik
Serbien - Belgrad
20
Nicht-Roma dringen in eine Erwachsenenschule an und attackieren
dunkelhäutige Schüler, darunter 3 Roma. Bereits am Vortag waren
Schüler in einer Klasse überfallen worden, die Mehrheit der Opfer
waren Roma. Roma Schüler verlassen daraufhin aus Angst um ihre
Sicherheit die Schule.
Ungarn
- Taktaharkány/ Tarcal
Dutzende
Fußballfans, welche sich im Zug nach Nyíregyháza
befinden, greifen beim Zwischenstopp in
Taktaharkány
mehrere Roma mit Steinen
an der Bahnhofstation an und jagen diese durch die Ortschaft, bis die
Opfer Zuflucht in einer Bar finden. In Tarcal,
einer weiteren Ortschaft
auf der Zugstrecke, greifen hunderte Fußballfans Roma-Wohnhäuser in
der Nähe des Bahnhofs mit Steinen an.
Februar
2002
Slowakische
Republik - Gánovce
Mehrere
Roma-Wohnhäuser werden von 15 mit Baseballschlägern bewaffneten
Angreifern überfallen. Mehrere Roma werden verletzt und
Einrichtungen zerschlagen.
Mai
2002
Rumänien
- Bucharest
Fast
200 Fußballfans greifen Roma an und attackieren dabei auch ihre
Wohnhäuser.
Russische
Föderation - Novopavlovsk
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen einen Roma und einen
Nicht-Roma greifen 30 mit Baseballschlägern, Mistgabeln und
Gummiknüppeln bewaffnete Kosaken den involvierten Roma und dessen
Familie in ihrem Haus an. Gleichzeitig werden alle Zufahrten zum Haus
der Opfer von den Angreifern abgesperrt. Alle Mitglieder der Familie
werden mit Verletzungen in ein Krankenhaus gefahren.
August
2002
Serbische
Republik - Niš
60
jugendliche Nicht-Roma belagern eine Roma-Siedlung und drohen die
Einwohner zu töten. Tage zuvor war eine Romni mit ihrer Tochter von
einer Gruppe von ca. 30 mit Baseballschlägern und Messern
bewaffneten Jugendlichen durch die Straßen gejagt worden.
Rumänien
- Beteşti
Nach
einer Massenschlägerei zwischen Roma und Nicht-Roma versucht eine
Gruppe von ca. 50 mit Baseballschlägern, Heugabeln und Äxten
bewaffneten Anwohnern, eine Roma-Siedlung anzugreifen. Der Mob wird
von Sicherheitskräften abgefangen.
Tschechische
Republik - Český Těšín
Nachdem
einer Gruppe Roma gewaltsam der Eintritt in eine Bar verwehrt wird,
bewegt sich die Gruppe in Richtung der Alexandria
Discothek. Dort kommen 20 - 30 mit Baseballschlägern bewaffnete
Angreifer mit dem Auto an und attackieren Roma, welche vor der
Discothek stehen. Mindestens 6 Roma werden zum Teil schwer verletzt.
September
2002
Ukraine
- Petrovka
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma
werden 19 Roma-Familien mit Gewalt aus ihren Häuser vertrieben.
September
2003
Slowakische
Republik - Zahorska Ves
Sieben
mit Baseballschlägern und anderen Objekten bewaffnete maskierte
Angreifer attackieren 2 Roma-Familien in ihren Wohnhäusern. Eine
Angreifer schießt mit einer Schusswaffe auf einem Fernseher. Alle 16
Familienmitglieder darunter 7 Kinder und eine schwangere Frau werden
verletzt. 4 Roma werden schwer verletzt. Im Dezember des selben
Jahres greifen neun maskierte mit Baseballschlägern, Eisenstangen
und Knüppeln bewaffnete Täter erneut die Familien an. Die Angreifer
attackieren die Bewohner und verteilen einen Brandbeschleuniger im
Haus. Ein zwei-jähriges Roma-Kind erleidet Verbrennungen auf 25%
seiner Hautoberfläche. Die Häuser samt allem Eigentum brennen
restlos nieder. Nach dem Angriff ziehen die Täter zu einem weiteren
Roma-Wohnhaus, dessen Bewohner attackiert und dessen Fenster
eingeschlagen werden. Die Polizei verschleppt die Untersuchung und
stellt diese im Februar 2004 ein. Der Bürgermeister der Ortschaft
verweigert den Familien eine Geburtsbestätigung, welche notwendig
ist, um die im Brand verlorenen Dokumente ersetzen zu lassen. Die
Folge ist, dass die Familie ohne jegliche Personalien von allen
sozialen Hilfeleistungen und der medizinischen Versorgung
abgeschnitten ist. Zudem verweigert der Bürgermeister den Familien
den Aufenthalt in der Ortschaft. Eine Familie lebt obdachlos in
Bratislava, die zweite Familie, welche sich weigert, die Ortschaft zu
verlassen wird vom Bürgermeister systematisch terrorisiert.
Schließlich greifen der Bürgermeister und mit Baseballschlägern
bewaffnete private Sicherheitswachen die Familie an, um sie aus der
Ortschaft zu vertreiben. Mehrere Mitglieder der Familie werden zum
Teil schwer verletzt. Nach einem dieser Angriffe muss die Familie
zeitweise unter einer Brücke leben. Die Kinder der Familie sind
schwer traumatisiert.
Russische
Föderation - St. Petersburg
Skinheads
greifen eine Roma-Siedlung an und töten eine sechs-jährige Romni. 2
Frauen und 2 Mädchen im Alter von fünf und sechs Jahren werden
schwer verletzt. Der Angriff ist Teil einer Reihe von Angriffen auf
Roma in diesem Bezirk.
Februar
2005
Russische
Föderation - Iskitim
Ca.
20 Personen greifen eine Roma-Siedlung an und zerstören 10
Behausungen. 400 Roma werden aufgrund der Angriffe gezwungen, die
Siedlung zu verlassen. Insgesamt kam es von Dezember 2004 bis
November 2005 zu 5 Angriffen auf die Roma-Siedlung. Bei einem
Brandanschlag im November 2005 auf zwei Wohnhäuser erleiden eine
Frau und ein Kind schwere Verbrennungen. Das Kind erliegt drei Tage
später seinen Verletzungen.
Juli
2005
Königreich
Spanien - Cortagena
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma bei
der ein Nicht-Roma stirbt, marschieren ca. 1000 Anwohner, darunter
der Bürgermeister, in eine Roma-Siedlung ein und greifen die Häuser
mit Feuer und Steinen an.
Rumänien
- Seica Mare
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma
greifen 60 mit Äxten und Knüppeln bewaffnete Anwohner eine
Roma-Siedlung an. Die Angreifer zerstören Einrichtungen und schlagen
den einzigen zu diesem Zeitpunkt verbliebenen Bewohner, einen alten
Roma, nieder.
April
2006
Russische
Föderation - Volzhskiy
Schätzungsweise
20 mit Eisenstangen und Spaten bewaffnete Skinheads greifen eine
Roma-Familie an, welche gemeinsam mit ihren Nicht-Roma Freunden
außerhalb ihres Zeltes sitzen. Die Opfer werden dermaßen brutal
geschlagen, dass alle das Bewusstsein verlieren. Ein Roma und ein
Nicht-Roma erliegen ihren Verletzungen.
Republik
Türkei - Afyon
Zwei
jugendliche Roma, welche vor Gericht der sexuellen Belästigung von
Schülerinnen beschuldigt wurden, werden am Bazar erkannt und in eine
gewaltsame Auseinandersetzung verwickelt. Als die beiden Jugendlichen
fliehen, folgt ihnen ein Mob von mehreren Hundert Personen nach
Hause. Mehrere Roma-Wohnhäuser werden angezündet, die Familie der
Flüchtigen flieht. Die Polizei ist vor Ort aber kann die Situation
nicht kontrollieren.
Republik
Türkei - Istanbul
Nach
einer PKK-Demonstration greifen 200 jugendliche PKK-Anhänger Roma im
Stadtteil Dolapdere an.
September
2006
Tschechische
Republik - Orlova
Sechs
Roma werden von 20 mit Baseballschlägern, Ketten, Tonfas und Äxten
bewaffneten Skinheads angegriffen. Die Skinheads hatten bereits im
Dezember 2005 wochenlang bewaffnete Patrouillen in einem Roma-Viertel
der Ortschaft organisiert.
Oktober
2006
Republik
Slowenien - Ambrus
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen zwei Nicht-Roma, von
denen einer bei einer Roma-Familie wohnt, rufen Anwohner auf einer
Versammlung zu Gewalt gegen die Familie auf und fordern deren
Vertreibung. Die 31-köpfige Roma-Familie, darunter 14 Kinder, flieht
für mehrere Tage aus Furcht vor Gewaltakten in einen Wald.
Unbekannte zünden ein Haus und ein Auto der Familie an. Als sie nach
einige Tage versuchen in ihre Häuser zurückzukehren, werden sie von
einem Mob aus ca. 500 Personen empfangen, welche offen ihren Tod
fordern. Ein massives Polizeiaufgebot kann weitere Gewalt verhindern.
Doch die Behörden verweigern der Familie eine Rückkehr in ihre
Häuser, diese sollen vorübergehend in einer baufälligen
leerstehenden Baracke unterkommen, bis eine geeignete Unterkunft
gefunden werden kann. Es dauert ein Jahr bis der Familie eine
annehmbare Unterkunft zugeteilt wird.
Dezember
2006
Republik
Italien - Opera
Eine
Demonstration gegen eine Roma-Siedlung endet damit, dass mehrere
Zelte niedergebrannt werden.
August
2007
Republik
Bulgarien - Sofia
Sechs
Roma, drei Männer, drei Frauen, werden am Heimweg von ca. einem
Dutzend Skinheads angegriffen. 4 Roma werden verletzt, ein Opfer muss
sich einer lebensrettenden Operation unterziehen.
September
2007
Republik
Italien - Rom
Zwei
Nächte lang wird ein Roma-Camp von 40 maskierten mit Eisenstangen,
Ketten, Schlagstöcken und Molotow-Cocktails bewaffneten Personen
angegriffen.
Mai
2008
Republik
Italien - Neapel
Nach
einer angeblichen Kindesentführung durch eine 16-jährige Romni, die
genauen Umstände bleiben unbekannt, kommt es im Bezirk Ponticelli
fünf Tage lang zu Angriffen gegen Roma. Bereits drei Stunden nach
dem Vorfall wird ein unbeteiligter Roma, der sich nach der Arbeit auf
dem Heimweg befindet, von 20 Angreifern überfallen und schwer
verletzt. Zwei Tage später wird der Eingang zu einer Roma-Siedlung
in Brand gesetzt. Zwischenzeitlich ziehen sich Roma, die vereinzelt
im Bezirk wohnen, aus Angst vor Angriffen, in die größeren
Roma-Siedlungen zurück. Die verlassenen Behausungen werden in der
Nacht von Unbekannten niedergebrannt. Drei Tage nach dem Vorfall
greifen 300-400 mit Metall- und Holzknüppel bewaffnete Anwohner des
Bezirks die größte Roma-Siedlung im Bezirk an. Sie werfen Steine
auf Behausungen und Wohnwagen, werfen Autos um und drohen den
Anwohnern. Am gleichen Tag werden mehrere Roma von kleiner Gruppen
überfallen. Nach weiteren Angriffsversuchen und Brandstiftungen sind
die Roma gezwungen, den Bezirk zu verlassen.
Russische
Föderation - Wladimir Oblast
Der
Roma Aktivist Arthur Vinogradov wird von 15 Angreifern attackiert und
ermordet.
November
2008
Tschechische
Republik - Litvinov
Nach
einer Anti-Roma Demonstration können 500 zum Teil mit
Tränengasgranaten und Molotow-Cocktails bewaffnete Rechtsextremisten
nur durch ein massives Polizeiaufgebot daran gehindert werden, ein
Roma-Viertel anzugreifen. Bereits im Oktober versuchten 300
Rechtsextremisten das Roma-Viertel Jano anzugreifen.
ERRC,
Romea.cz (1,
2),
Simon
Wiesenthal Center, Jungle
World
April
2009
Tschechische
Republik - Přerov
400
Rechtsextremisten können nur durch massiven Polizeieinsatz daran
gehindert werden, von Roma bewohnte Wohnstraßen anzugreifen.
Juni
2009
Vereinigtes
Königreich - Belfast
110
Roma, darunter viele Kinder, werden unter Polizeischutz an einem
geheimen Ort gebracht, nachdem sie mehrere Nächte lang von einem
rassistischen Mob, der Fenster und Türen ihrer Wohnhäuser
einschlägt, terrorisiert werden und die neonazistische und
terroristische Combat 18 Drohungen gegen die Roma per Email
verbreitet.
November
2009
Ungarn
- Sajóbábony
Hunderte
Mitglieder der paramilitärischen Ungarischen Garde und Jobbik
versammeln sich in der Ortschaft um Stimmung gegen die Roma zu
machen. Als Roma von der Versammlung in der Ortsschule erfahren,
versammeln sich Roma ihrerseits vor der Schule, um ihre Protest gegen
Jobbik und die Garde kundzutun. Es kommt zu heftigen verbalen
Auseinandersetzungen und die Polizei muss Eingreifen, um weiter
Tätlichkeiten zu verhindern. Am nächsten Tag treffen zusätzliche
Hunderte Jobbik-Anhänger ein, die Roma bewaffnen sich und postieren
sich vor ihren Häusern. Es kommt vereinzelt zu gewaltsamen
Auseinandersetzungen, doch ein massives Polizeiaufgebot kann die
beiden Lager voneinander trennen und eine weitere Eskalation
verhindern.
Republik
Italien - Alba Adriatica
Ein
Mob aus hunderten Personen beschädigt und attackiert Roma-Wohnhäuser
in der Ortschaft.
Januar
2010
Republik
Türkei - Selendi
Nach
einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma
greifen 1.000 Anwohner ein Roma-Viertel an. Häuser, Autos und
Geschäfte werden in Brand gesetzt. 74 Roma werden von der Polizei
evakuiert, da diese nicht mehr für ihre Sicherheit garantieren kann.
Juni
2010
Republik
Bulgarien - Sofia
Eine
Gruppe Roma wird im Stadtzentrum von ca. 20 Skinheads mit
Glasflaschen und Schlagstöcken angegriffen.
Serbische
Republik - Jabuka
Nach
einem Mord an einem Nicht-Roma durch einen Roma werden die Roma der
Ortschaft tagelang durch die Anwohner terrorisiert. Ihre Häuser
werden mit Steinen attackiert, es kommt zu Brandstiftungen. Eine
fünf-jährige Romni wird bei einem Angriff verletzt, ein neun Monate
altes Baby wird durch Glassplitter verletzt, ein Roma-Wohnhaus wird
zerstört. Roma, welche nicht aus der Ortschaft fliehen können,
barrikadieren sich aus Angst vor Angriffen ein und gehen weder zur
Schule noch zur Arbeit.
Juli
2010
Republik
Polen - Limanova
Rund
100 mit Steinen und Molotow-Cocktails bewaffnete Anwohner greifen
eine Roma-Wohnhaus an. Der Mob versucht die Familie aus dem Haus zu
zerren und kann nur mit Polizeigewalt daran gehindert werden.
September
2010
Bundesrepublik
Deutschland - Milmersdorf
In
Deutschland wurde im September 2010 eine Zirkusfamilie von ca. 15
Personen mit Steinen angegriffen.
Mai
2011
Slowakische
Republik - Gemerská Poloma
Drei
Roma Familien werde drei Tage lang von 40-50 Rechtsextremisten
terrorisiert. Die Täter greifen die Familien über mehrere Tage in
ihren Häusern an und zerstören Fenster, Türen und Einrichtungen.
Mitglieder der Familien werden geschlagen. Die Gewalt spielt sich vor
den Augen der Kinder der Familien ab. Die alarmierte Polizei verhält
sich abschätzig gegenüber den Roma, erklärt, sie könne nicht für
ihre Sicherheit garantieren und rät ihnen zu Verwandten zu fliehen.
März
2011
Ungarn
- Gyöngyöspata
Bereits
im Frühjahr 2011 ist Gyöngyöspata
Ort von Aufmärschen rechtsextremistischer Milizen und
Organisationen. Nach einer von Jobbik organisierten Demonstration mit
ca. 2.-3.000 Teilnehmern im März 2011 verbleiben Hunderte militante
Rechtsextremisten in Gyöngyöspata verblieben und beginnen die
örtliche Roma-Bevölkerung zu terrorisieren. Als selbsternannte
Bürgerwehren patrouillieren die Rechtsextremisten durch den Ort,
hindern Roma daran bestimmte Straßen zu betreten und nehmen selbst
Personenkontrollen durch. Nach Aussagen von AI "zwangen
Drangsalierungen und Drohungen Roma-Familien dazu, ihre Kinder nicht
mehr in die Schule zu schicken." Rechtsextremisten sprechen
offen Todesdrohungen gegen Roma aus bzw. bedrohen Roma mit Waffen und
Hunden.
April
2011
Ungarn
- Gyöngyöspata
Nachdem
eine militante rechtsextremistische Gruppierung eine Wehrsportübung
in der Ortschaft ankündigt, werden knapp 300 Roma-Frauen und -Kinder
aus Sorge um ihre Sicherheit vom ungarischen Roten Kreuz mit Bussen
evakuiert. Die ungarische Regierung spricht von einem Osterausflug
und verneint einen Zusammenhang mit den wochenlangen Übergriffen und
Einschüchterungen durch rechtsextremistische Milizen in
Gyöngyöspata.
Nur wenige Tage nach der Evakuierung eskaliert die Gewalt in
Gyöngyöspata. Nach einem Angriff von Rechtsextremisten auf einen
14-jährigen Roma, der schwer verletzt wird, kommt es zu gewaltsamen
Auseinandersetzungen zwischen Roma und Rechtsextremisten. Mindestens
4 Personen werden verletzt. Bei Kommunalwahlen in Gyöngyöspata im
Juli 2011 konnte die rechtsextremistische Jobbik 33,8%, die
rechtspopulistische Fidesz 26% und ein Kandidat der
rechtsextremistischen paramilitärischen Gruppierung Vedero, welche
an den Ausschreitungen in Gyöngyöspata involviert war, 10,5% der
Stimmen erzielen.
Spiegel (1,
2, 3),
The
Budapest Times, Gyöngyöspata
Solidarity, Pusztaranger,
August,
September, Oktober 2011
Tschechische
Republik - Varnsdorf, Rumburk, Nový Bor
Rechtsextremisten,
lokale Initiativen und selbst die tschechischen Sozialdemokraten
organisieren unter dem Vorwand der Bekämpfung der Kriminalität in
mehreren Ortschaften im Norden der Tschechischen Republik dutzende
Anti-Roma-Demonstrationen und -Aktionen. Zusätzliche
Polizeieinheiten müssen für mehrere Wochen in der Region
stationiert werden, um die Situation unter Kontrolle zu halten.
Während der Demonstrationen versuchen antifaschistische Initiativen
Bewohner und Kinder der oft stundenlang belagerten Wohnhäuser
beizustehen. Abseits der Demonstrationen kommt es zu gewaltsamen
Auseinandersetzungen zwischen Roma und Nicht-Roma und auch
Brandanschlägen auf Roma-Wohnhäuser.
Am
26. August veranstaltet die Tschechische Sozialdemokratische Partei
(ČSSD) in Rumburg eine Kundgebung, die sich vorgeblich gegen
Kriminalität richtet. Nach Romea.cz fordern auf der
Kundgebung sowohl der sozialdemokratische Bürgermeister von Rumburk
als auch ein sozialdemokratischer Parlamentsabgeordneter die
Ausweisung von Roma. Nach der legalen Kundgebung marschieren ca. 500
Demonstranten vor Wohnhäuser, welche von Roma bewohnt werden. Eines
der Häuser wird mit Steinen und Ästen angegriffen. Die Polizei
lässt die unangemeldete Demonstration lange Zeit gewähren.
In
Varnsdorf versuchen Anti-Roma Demonstranten, sowohl Rechtsextremisten
als auch lokale Bürger, bei mehreren Anlässen zu dem von Roma
bewohnten Hotel
Sport
vorzudringen und können von der Polizei oft nur mit Wasserwerfern
und Tränengasgranaten daran gehindert werden. Während der
Ausschreitungen schreit der Mob rassistische Anti-Roma Parolen, u.a.
wird "Zigeuner ins Gas" gerufen.
September
2011
Bulgarien
- Katunitsa
Anti
Roma Proteste beginnen in Katunitsa am 23. September als ein
prominenter Roma für den Tod eines von einem Auto angefahrenen
19-Jährigen verantwortlich gemacht wird. Der Unfall wird von den
Bewohnern der Ortschaft als vorsätzliche Tat durch Anhänger des
mutmaßlichen Mafia-Chef Kiril Raschkow interpretiert. Nach Angaben
bulgarischer Medien versammeln sich unmittelbar nach dem Unfall
Hunderte Demonstranten vor dem Anwesen Raschkows. Ein Haus wird
angezündet und Eigentum beschädigt. Rasckow und seine Angehörigen
werden unterdessen von der Polizei in Sicherheit gebracht. Am
nächsten Tag kommt es abermals zu Protesten vor dem Haus Raschkows.
Nach Tumulten am Samstag Morgen werden am Abend mehrere Häuser,
welche Raschkow zugeordnet werden, von Hunderten Hooligans und
Anwohnern angegriffen und zum Teil angezündet. Im Zuge der
Ausschreitungen werden auch Häuser von anderen Roma angegriffen.
Bulgarien
Nach
dem Pogrom in Katunitsa kommt es in ganz Bulgarien zu gewalttätigen
Anti-Roma Protesten. In Plovdiv, Sofia, Pleven und Varna kommt es zu
Zusammenstößen zwischen Tausenden zum Teil mit selbst gefertigten
Sprengkörpern, Messern und Hämmern bewaffnete Demonstranten und der
Polizei. In mehreren Städten können Demonstranten nur mit
Polizeigewalt daran gehindert werden, in Roma-Viertel einzudringen.
In Pleven wird ein Lokal einer türkischen Partei angegriffen.
Mindestens 170 Demonstranten werden landesweit festgenommen. Zu
weiteren Angriffen auf Roma kommt es in Blagoevgrad, Burgas und Rus.
Roma in ganz Bulgarien sind alarmiert und fürchten weitere Angriffe,
Polizeieinheiten werden vor Roma-Siedlungen stationiert. Während der
Demonstrationen werden Parolen wie "Zigeuner zu Seife" und
"Türken ans Messer" geschrien. Im Internet werden
konstruierte Roma-Verbrechen in Umlauf gebracht, um die
Stimmung anzuheizen. Neben Hooligans und Jugendlichen ist auch die
rechtsextremistische Ataka-Partei an den Protesten beteiligt.
novinite.com
(1, 2,
3, 4),
N-TV,
The
New York Times, Zeit
online
Dezember
2011
Republik
Italien - Turin
Nachdem
ein 16-jähriges Mädchen behauptet, von einem Roma vergewaltigt
worden zu sein, demonstrieren Hunderte Bewohner gegen die angebliche
Vergewaltigung. Mindestens 50 Demonstranten greifen darauf hin ein
Roma-Camp in Le Vallette an. Die Demonstranten fordern Frauen und
Kinder auf, sofort das Camp zu verlassen, werfen Steine auf das Camp
und zünden Wohnwägen, Baracken und Autos an. Mindestens ein Roma
wird attackiert. Noch während das Camp in Flammen steht, trifft der
Bruder des angeblichen Vergewaltigungsopfers zusammen mit der Polizei
ein, um zu verkünden, dass das Mädchen gestanden hat, die
Vergewaltigung erfunden zu haben.
März
2012
Republik
Frankreich - Vaulx-en-Velin
Eine
Roma-Siedlung wird von einer Gruppe von Jugendlichen mit Steinen
angegriffen. Es werden auch Drohungen ausgestoßen. Am nächsten
Abend wird die Siedlung mit einem Molotow-Cocktail angegriffen.
Mai
2012
Republik
Italien - Pescara
Nach
einem Mord an einem Fußball-Hooligan durch Roma kommt es zu einem
Brandanschlag und Steinwürfen auf das Haus des mutmaßlichen Täters,
wo auch seine Familie wohnt. Mittels Transparenten, Graffiti und
Botschaften im Internet werden Roma aufgefordert, die Stadt innerhalb
von fünf Tagen zu verlassen oder die Konsequenzen zu tragen.
Unidentifizierte Anti-Roma Aktivisten treten auf Plätzen auf, welche
von Roma frequentiert werden, und beleidigen und bedrohen diese. In
der Nacht werden in einem Viertel, in dem viele Roma wohnen, Schüsse
von einer Schreckschusspistole abgefeuert, um die Bevölkerung
einzuschüchtern. Auf einer Anti-Roma Demonstration wird eine
Transparent mit der Aufschrift "Jagd Roma fünf Tage lang"
gehalten, es werden Todesdrohungen gebrüllt. Die Polizei muss
mindestens Hundert Demonstranten mit Gewalt daran hindern, in ein
Roma-Viertel einzudringen. In einer Nacht streifen 50-60 vermummte
Extremisten in der Stadt auf der Suche nach Roma. Viele Roma
verlassen die Stadt oder sperren sich in der Wohnung ein.
August
2012
Ungarn
- Cegléd
400
Rechtsextremisten fallen in das Roma-Viertel in Cegléd
ein, sie pöbeln die Bewohner an und rufen Morddrohungen aus.
Sowohl Roma als auch die Rechtsextremisten sind mit Werkzeugen und
Schlagstöcken bewaffnet. Mindestens eine Person wird verletzt. Die
Polizei kann nur mit Mühe weitere Gewalt unterbinden.
Ungarn
- Devecser
Während
einer Demonstration von 1.000 Rechtsextremisten, auf der auch
Parlamentsabgeordnete der rechtsextremistischen Jobbik zugegen sind,
werden Todesdrohungen gegen Roma ausgesprochen und Steine auf von
Roma bewohnte Wohnhäuser geschossen. Die Polizei ist vor Ort und
schreitet nicht ein.
Pester
Lloyd,
Hungarian
Spectrum,
The
Economist,
ERRC,
Amnesty
International,
The
Contrarian Hungarian
Oktober
2012
Republik
Frankreich - Marseille
Ein
Mob von 30 - 50 Personen vertreibt eine Gruppe von ca. 50 Roma,
darunter 15 Kinder, welche sich im Stadttteil Cité
des Créneaux auf einer Brachfläche niedergelassen
haben. Die Polizei ist vor Ort, aber schreitet nicht ein. Es kommt zu
keiner Gewalt gegen Personen. Nach der Vertreibung der Roma
verbrennen die Demonstranten zurückgelassene Habseligkeiten der
Roma. Die zuständige sozialdemokratische Senatorin des 15. und 16.
Distrikts Samia Ghali erklärte: "„Ich
verurteile es nicht, ich heiße es nicht gut, aber ich verstehe es.“
Januar
2013
Griechenland
- Etoliko
70
zum Teil vermummte und mit Holzpfählen, Steinen und Molotowcocktails
bewaffnete Personen greifen ein Roma-Viertel an. Selbst Frauen mit
Kinder werden mit Steinen attackiert, Tränengaskanister werden in
Häuser geworfen, in denen sich Roma-Familien verstecken. Ein
Roma-Wohnhaus wird in Brand gesetzt. Polizei ist vor Ort und verhält
sich passiv. Mehrere Roma, darunter auch Kinder, werden verletzt. Die
Kinder sind traumatisiert.
April
2013
Republik
Italien - Mailand
Während
mehrerer Anti-Roma-Demonstrationen werden Steine gegen ein
Roma-Viertel geworfen.
Juni
2013
Ukraine
- Region Kiew
10
mit Knüppel bewaffnete Angreifer setzen eine Roma-Siedlung in Brand.
40 Roma, einschließlich Kinder, werden obdachlos.
Tschechische
Republik - České Budĕjovice
1.000
Teilnehmer einer Anti-Roma-Demonstration greifen mit Steinen und
Blendgranaten ein Roma-Viertel an. Ein massiver Polizeieinsatz
verhindert Schlimmeres.
Juli
2013
Türkei
- Bezirk Osmangazi
500
Personen greifen eine Roma-Siedlung an. Wohnungen werden mit Steinen
attackiert und Autos demoliert.
Tschechische
Republik - České Budĕjovice
Eine
antirassistische Kundgebung, welche von zivilen Initiativen zusammen
mit lokalen Roma organisiert wurde, wird von Teilnehmern einer
Anti-Roma-Demonstration angegriffen. Es kommt zu mehreren Versuchen
von 20-60 Personen, zum Roma-Viertel vorzudringen und die Bewohner zu
bedrohen und einzuschüchtern. Eine Brandlegung an einem von Roma
bewohnten Wohnblock wird vereitelt.
August
2013
Tschechische
Republik - Ostrava
Teilnehmer
einer Anti-Roma-Demonstration greifen ein von Roma bewohntes Wohnhaus
mit Flaschen und Steinen an und bedrohen dessen Bewohner. Ein
massiver Polizeieinsatz ist notwendig um die militanten Demonstranten
unter Kontrolle zu bringen.
September
2013
Republik
Serbien – Belgrad
Eine
Roma-Siedlung wird 6 Tage lang von bis zu 20 mit Eisenstangen
bewaffneten Personen angegriffen. Die Angreifer bedrohen die Roma und
werfen Steine auf deren Wohncontainer. Eine Romni wird mit einer
Eisenstange verletzt.
Türkei
- Iznik
Hunderte
Personen greifen ein Roma-Viertel an, sie attackieren Wohnungen und
Geschäfte. Der Mob wird von der Polizei mit Tränengas vertrieben.
Republik
Österreich - Bischofshofen
20
Jugendliche randalieren vor einem Roma-Camp und bedrohen deren
Einwohner. Die Polizei verhindert Übergriffe.
Tschechische
Republik - Ostrava
Erneut
versuchen Teilnehmer einer Anti-Roma-Demonstration ein von Roma
bewohntes Haus anzugreifen. Polizei hält den Mob wenige Meter vor
dem Wohnhaus mit Gewalt auf.
März
2014
Republik
Italien - Neapel
50
Personen greifen ein Roma-Viertel und deren Bewohner mit Steinen und
Feuerwerkskörpern an. Mindestens ein Roma wird verletzt. Am nächsten
Tagen setzt der Mob die Angriffe gegen die Roma fort. Polizei ist vor
Ort und schreitet nicht ein.
April
2014
Ukraine
- Slavyansk
7
von Roma bewohnte Häuser werden von russischen Separatisten
überfallen. Bewohner, auch Frauen und Kinder, werden geschlagen und
Eigentum gestohlen.
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